Eine Zeitreise von der Gründung 1950 bis HEUTE

Die 50er Jahre – Gründerjahre des Geselligkeitsvereins

Herschwiesen, Amt Halsenbach, Kreis St. Goar, Regierungsbezirk Koblenz, Land Rheinland-Pfalz, Bundesrepublik Deutschland. Wer dies liest sieht, dass sich in 60 Jahren einiges verändert hat. Das Dorf ist noch eine eigen-ständige Gemeinde und steht zwei Wahlperioden unter der Führung von Ortsbürgermeister Josef Weber. Dieser wurde schließlich von Josef Blatt abgelöst.

Die Infrastruktur lässt aus heutiger Sicht vieles vermissen. Eine Kanalisation gab es noch nicht, die Dorfstraßen waren mit Kies aus dem benachbarten Kröpplingen befestigt und die öffentliche Wasserversorgung wurde erst 1955 errichtet. Dazu musste jeder Haushalt 400,– DM beitragen.

In der Landwirtschaft begann eine Revolution, denn die Pferde-, Ochsen- oder Kuhgespanne, die als Zugtiere eingesetzt waren, wurden durch Traktoren ersetzt. Diese Traktoren der ersten Nachkriegsgeneration hatten zwi-schen 10 und 25 PS. Es waren die Marken Bautz, Deutz, Hanomag, Holder, Normag, Porsche usw., die noch heute in einigen Garagen, Schuppen und Scheunen untergestellt sind und auch noch genutzt werden, zumindest für eine Traktoren-Ausstellung. Diese Traktoren wurden nicht nur in der Landwirtschaft eingesetzt, sie wurden auch als Personentransportmittel für Fahrten nach Boppard, zum Besuch von Bekannten oder der Kirmes in den Nachbardörfern genutzt.

Die Pfarrei wurde von Pastor Peter Wiegand geführt, der seit 1930 das Amt leitete. Im Jahre 1954 wurde Deutschland nicht nur Fußballweltmeister, auch bekam die Kirche in Herschwiesen eine zusätzliche schwere Glocke mit einem Gewicht von 24 Zentnern.

Am 2. April 1950 trafen sich zwanzig Herschwiesener Männer in „Gerads“ und gründeten den noch heute bestehenden Geselligkeitsverein. In dem Original-Protokollbuch sind die Gründer des Vereins festgehalten.

Aus der Mitte dieser zwanzig Männer sind heute noch fünf Gründungsmit-glieder im Geselligkeitsverein:  Der langjährige Präsident Fritz Blatt, Walter Blatt, der erste Schriftführer des Vereins Hermann Nick, Josef Bildhauer, 
und Alois Nick.
Aus der Mitte dieser zwanzig Männer sind heute noch fünf Gründungsmitglieder im Geselligkeitsverein: Der langjährige Präsident Fritz Blatt, Walter Blatt, der erste Schriftführer des Vereins Hermann Nick, Josef Bildhauer, und Alois Nick.

Als Zweck für die Gründung des Vereins ist in den Statuten festgehalten:

„Der Geselligkeitsverein 1950 sieht seine Aufgabe darin, die heimatlichen Feste zu verschönern und vor allem der Jugend Abwechslung und Entspannung im Alltagsleben zu bieten.“ Während der erste Teil der Statuten auch heute noch gilt, sollte man bezüglich der Abwechslung und Entspannung der Jugend darauf hinweisen, dass 1950 weder die „Glotze“ noch sonstige Unterhaltungselektronik im Dorf Einzug gehalten hatten. Die Jugend musste sich selbst beschäftigen, wobei es die Männer bei Fußball und Tischtennis noch einfacher hatten als die gleichaltrigen Mädchen, die auch Mitglieder im Verein werden konnten.

Weiterhin wurde in der ersten Satzung festgehalten:
„Mitglied des Vereins kann werden, wer das 15. Lebensjahr vollendet hat und in der Gemeinde Herschwiesen wohnt.“

Dieser Punkt wurde 1951 geändert in: „Es können auch Personen aus ande-ren Dörfern Mitglied des Vereins werden.“ Grund dafür war: Man wollte die Mitgliederzahl erhöhen. Diese stieg anfangs auch stark an, da alle Gründungsmitglieder jeweils 5 neue Mitglieder werben mussten. Damit tauchten in der Mitgliederliste viele Namen aus den Nachbarorten auf. Unter diesen war auch Egon Liesenfeld, „de Schängel“, Mitglied im Geselligkeitsverein. Später wurde die Satzung wieder geändert, so dass nur noch Herschwiesener Mitglied bleiben und werden durften.

Selbstverständlich wurde bei der Gründung auch der monatlich zu entrich-tende Mitgliedsbeitrag festgelegt. Er betrug für

• verheiratete und weibliche Mitglieder: 10 Pfennig
• ledige männliche Mitglieder: 20 Pfennig

Ein Eintrittsbeitrag wurde nicht erhoben.

Theaterabende in den Jahren 1950, 1951 und 1952, ein karnevalistischer Abend am 28.01.51 mit einem Prinzenpaar, eine Musikveranstaltung am 12.08.56 sowie im Jahre 1959 die Feier der Nachkirmes, ein Vereinsausflug ins Ahrtal und zwei Skatabende waren die wesentlichen Aktivitäten im ersten Jahrzehnt des Vereins. Da die Kirmesveranstaltungen von den Gastwirten durchgeführt wurden, wandte sich der Verein in seinen ersten Jahren der Durchführung von Theaterabenden sowie Fastnachtsveranstaltungen zu. Diese wurden meist in „Gerads“ Saal abgehalten. Alois Nick hatte eigens dafür ein Lied komponiert.

Kirmesbaum aufstellen Herschwiesen
Schwerpunkt an der Kirmes war schon in den 50er Jahren das Schlagen und Aufstellen des Kirmesbaumes. Dieser musste damals noch bezahlt werden und wurde nicht von der Gemeinde unentgeltlich zur Verfügung gestellt. In den Anfangsjahren holte der Verein die Bäume im Hellerwald (jetziges Firmengelände der BOMAG). Sie wurden von Hand mit der Trummsäge gefällt und mit Viehgespannen nach Herschwiesen gebracht. Das Aufrichten erfolgte mit Hilfe so genannter Schwalben (mit Draht zusammengebundene Holzstangen in unterschiedlicher Länge) und Muskelkraft.

Dies hat sich bis zum heutigen Tage auch so gehalten. Die Verlosung des Kirmesbaums war ein Höhepunkt der Kirmes, da – durch die Separationsleistungen von Holz an die Alliierten – die Nachfrage nach Holz in der Bevölkerung sehr groß war. Die Verlosung des Kirmesbaums war die einzige Einnahmequelle des Vereins an der Kirmes.

Als Kirmesplatz wurde der Bereich an der alten Schule genutzt (heute vor dem Dorfgemeinschaftshaus). Hier begann auch die noch heute bestehende Zusammenarbeit mit der Schaustellerfamilie Bausch.

Die 60er Jahre – Zu neuen Ufern

Josef Blatt übergab das Bürgermeisteramt an Josef Roos, die Wasserver-sorgung wurde erneuert, ein neues Kanalsystem eingebaut und die Straßen geteert. In dieser Zeit wurde die Schuhmode in Herschwiesen von den Gummistiefeln geprägt. Bis die Straßen endlich fertig waren musste die Bevölkerung mit Schlamm und Matsch leben.

Der Verein wuchs langsam aus seinen Kinderschuhen heraus! Die Mitgliederzahl nahm rapide zu. Waren Ende der 50er Jahre etwa 70 Mitglieder (meistens Männer) registriert, so konnte man nach weiteren 5 Jahren fast 130 Mitglieder verzeichnen – besonders der Frauenanteil legte kräftig zu.

Das Vereinsleben lief auf Hochtouren: Gemütliche Abende, Vereinstouren oder Skatabende waren feste Positionen im Jahresprogramm. Die Kirmes wurde in „Gerads Saal“ gefeiert, der Kirmesbaum unter den „flotten Klän-gen“ der Blaskapelle Hunsrückecho aufgestellt und sogar eine Kirmeskro-ne aufgezogen. Höhepunkt der Kirmes war der Frühschoppen am Montagmorgen, der mit humoristischen Vorträgen gestaltet wurde.

Umso schlimmer war dann die Nachricht, dass „Gerads Hermann“ die letzte der beiden Gastwirtschaften in Herschwiesen 1963 aufgab.

Jetzt war guter Rat teuer. Wie sollte zukünftig die Kirmes gefeiert werden – ohne Wirtschaft und ohne Saal? Die Lösung: „Wir bauen ein Zelt auf!“ Rasch wurde ein Antrag an das Landratsamt St. Goar gestellt:

„Mangels einer Gastwirtschaft in unserem Ort beabsichtigen wir, am 12. und 13. Mai aus Anlaß unserer Dorfkirmes eine Tanzveranstaltung abzuhalten. Die Abhaltung erfolgt in einem Zelt der Firma Guthmann, Kirchberg.
Für die vorgenannten Tage beantragen wir hiermit die Konzession für den Ausschank aller geistigen und nichtgeisti-gen Getränke. Ein evtl. Erlös wird für die Ausgestaltung eines Raumes für Zwecke der Jugendpflege verwandt. Aus diesem Grunde bitten wir, die Gebühren auf das zulässige Mindestmaß festzusetzen.“

Die Stellungnahme der Gemeinde durch den Bürgermeister lautete:
„Die Angaben des Geselligkeitsverein treffen zu. Wir haben in Herschwiesen keine Gastwirtschaft mehr. Eine Kirmes ohne Tanz ist im Rahmen des heimischen Brauchtums nicht zu vertreten. Der Antrag wird von der Gemeinde wärmstens unterstützt.“

Damit war die Zeltkirmes in Herschwiesen geboren. Doch wo sollte man den Festplatz einrichten? Die Straßen waren aufgerissen, weil gerade die erste Kanalisation und eine neue Wasserleitung gebaut wurden. Also wurde entschieden, das Zelt im Schießgraben („in der Schlittscheswiss“) aufzustellen. Über das Gefälle von etwa 1,50 m über die gesamte Breite machte man sich keine Gedanken – man konnte ja unterbauen.

Ein kleines Problem bestand jedoch noch: Die Vereinskasse war nicht übermäßig gefüllt. Ganze 286,– DM waren vorhanden. Damit konnte man sich keine großen Sprünge leisten.

Erstes Festzelt im Schießgraben

Das bedeutete auch: Alle Helfer mussten die Getränke und das Essen selbst bezahlen. Ob der klamme Beutel der Grund war, dass an der Kirmes keine Toilette verfügbar war, ist nicht bekannt. Beim Tanz am Kirmessamstag, der ein voller Erfolg wurde, hat dies so gut wie niemanden gestört.


Als sich dann, in den frühen Morgenstunden, der gesamte Vorstand in „Lissefels“ einfand, um einen Kassensturz zu machen, waren die Sorgen und Nöte des Vorabends, ob man nicht in eine Pleite reinschlittern würde, vergessen. Der Kassenbestand ließ sogar zu, dass an den Folgetagen Essen und Getränke von den Helfern nicht mehr selbst bezahlt werden mussten – das ist auch bis heute so geblieben.


Nur die Polizei, die am Sonntagmorgen vor dem Zelt auftauchte, fand die fehlenden Toiletten nicht so prickelnd. Unter Androhung der Schließung wurden Toiletten für den Festplatz gefordert. Aber auch dieses Problem wurde kurzfristig gelöst. An der „Neuen Schule“ in Oppenhausen wurde gebaut. Dort stand ein Klowagen – ohne Wasserspülung, ein Plumpsklo halt. Schnell wurde eine Grube ausgehoben, der Toilettenwagen ausgeliehen, abgeholt, über die Grube gefahren und fertig war das „Sanitärzentrum“. Man muss sich nur zu helfen wissen!


Im nächsten Jahr waren die Straßen in Herschwiesen geteert und der Verein richtete den Festplatz auf der Wiese hinter „Mareebels“ ein. Damals war die Qualität der Tanzmusik wesentlich abhängig von der Trinkfestigkeit der Musiker, denn diese haben kräftig während ihrer Arbeitszeit gebechert. Als einmal der Vorstand mit der Kapelle nicht zufrieden war und deshalb die Gage kürzen wollte, hat der Saxophonist aus lauter Wut – er hatte nebenbei auch kräftig „geschluckt“ und weniger gut geblasen – seine beiden Saxophone auf der Tanzfläche kaputt geschlagen. Diesen Musiker hat man dann in Herschwiesen auch nie wieder gesehen.

Einen Holzfußboden gab es noch nicht in den Zelten. Meistens hat das Wetter mitgespielt, oft aber hat lang andauernder Regen die Wiese nass und tief gemacht. Die Zecher an der Theke halfen sich auf ihre Weise. Hat-ten sie ein Stubbi leer getrunken, dann wurde es mit der Öffnung nach unten in die Wiese getreten. So hatte man nach 6 bis 8 Stubbis eine brauchbare Plattform und bekam keine nassen Füße. Böse Zungen be-haupten, Römersch Klaus, der später dort sein Haus baute, hätte mit dem Flaschenpfand seinen gesamten Kellerausbau finanzieren können.
Im Dorf gab es leider noch keinen Jugendraum, also schufen sich die jüngeren Vereinsmitglieder Ersatz – und zwar im Backes. Es wurde geputzt, gestrichen, eine massive Theke aus Fichtenbohlen eingebaut, ein provisorischer Elektroanschluss gezogen und so der kleine Raum wohnlich hergerichtet. In den folgenden Jahren fand so mancher denkwürdige Abend dort statt. Alt und Jung kamen hier – mit „Schlipps und Anzug“ – zusammen.

ALT…. Bennersch Reinhold und Michele Pitter

und JUNG im Backes…. Gerads Pitter, Lissefels Jupp, Majasch Herbert

Die 70er Jahre – Das dritte Jahrzehnt des Geselligkeitsvereins

Der Ort war anfangs eigenständige Gemeinde und stand bis zur Verwal-tungsreform unter der Führung von Ortsbürgermeister Josef Roos. 1976 wurde Herschwiesen Ortsteil der Stadt Boppard unter Bürgermeister
Linnenweber. Aus dem Bürgermeister Josef Roos wurde der erste Ortsvor-steher, der erst 1979 von Reinhold Riegel abgelöst wurde. Bei der Infra-struktur des Ortsteils tat sich einiges. Die Bushaltestelle wurde an den Ortsausgang Richtung Oppenhausen an der neu ausgebauten K 120 ver-legt, das erste Neubaugebiet mit 23 Bauplätzen erschlossen. Diese blieben überwiegend im Privatbesitz. Die nördliche Seite der Schlüsselstraße war zwar auch erschlossen, galt jedoch nicht als Neubaugebiet. Auf Antrag eines Neubürgers und der Entscheidung im Kreisrechtsausschuss musste der Gemeinderat für die Schlüsselstraße ein zweites Baugebiet erschließen mit nochmals 11 Bauplätzen. Die Bebauung der Baugebiete erfolgte nur schleppend.

Für die kath. Kirchengemeinde sind zwei Ereignisse festzuhalten. Im Jahre 1974 verstarb Dechant Peter Wiegand. Die Pfarrei bekam keinen eigenen neuen Pfarrer. Adolf Mohr, seit 1969 Pfarrer in der neuen Pfarrei Buchholz, übernahm auch die Pfarrei Herschwiesen. Das zweite Ereignis war der Neu-bau der Orgel im Jahre 1977.
Ein Höhepunkt des Vereinslebens war die Weihe der neuen Vereinsfahne am Pfingstsonntag 1978.
Im Vorstand des Vereins wurden erste Planungen zwecks Verlegung des Kirmesplatzes angestellt. Doch von 1970 bis 1973 fand die Kirmes weiter-hin in einem Festzelt in Holzkonstruktion in der Schlüsselstraße statt.

Da das 25-jährige Bestehen des Vereins im Jahr 1975 groß gefeiert werden sollte, wurde entschieden, für zukünftige Kirmesveranstaltungen das Gelände am Ortseingang aus Richtung Windhausen vorzusehen. Hier war, wie schon in der Schlüsselstraße, keinerlei Infrastruktur für die Durchführung einer Kirmes vorhanden. Unter besonderem Einsatz des damaligen Vereinsvorstandes konnte ein eigener Elektroanschluss auf dem neuen Festgelände eingerichtet werden.
Die Wasserversorgung wurde in den nächsten Jahren mit einem von Hermann Nick zur Verfügung gestellten Außenanschluss an seinem Haus sichergestellt und die Abwasserleitungen entstanden in Eigenleistung. Erstmals wurde 1974 ein Festzelt mit einer Stahlkonstruktion, aber noch ohne Holzfußboden, aufgestellt. Dies war „Schwerstarbeit“.

Die Jubiläumskirmes 1975 ist den Älteren noch heute als besonderer Höhepunkt im Gedächtnis verblieben. Das Stahlzelt wurde um eine Bahn und einen seitlichen Anbau vergrößert und das Festzelt erstmals mit einem Fußboden ausgelegt. Nicht nur der Auftritt des Medium Terzetts mit dem Ohrwurm „Ein Loch ist im Eimer“, sondern auch die tollen Trompeteneinlagen von Olaf King und akrobatische Rollschuhvorführungen sind noch in besonderer Erinnerung. Festzuhalten für die jüngere Generation ist noch der Umstand, dass in dem Festzelt Bier nur an der Theke ausgeschenkt wurde. An den Tischen wurden nur alkoholfreie Getränke und Wein – in nicht unerheblichen Mengen – angeboten. Zwei Vereinsmitglieder waren nur für die Weinausgabe zuständig.

Die Weinbestellung war im Vorfeld der Kirmes immer eine besondere Herausforderung, denn die Weine mussten ja alle probiert werden. Für den Vorstand bedeutete dies: Man brauchte guten Geschmack, Kenntnis über das Konsumverhalten der Gäste und natürlich ein extrem gutes Standvermögen, denn es blieb in der Regel nicht bei kleinen Probiergläschen.

Der Zeltauf- und -abbau wurde durch den feuchten Untergrund des Festgeländes erheblich erschwert. In Absprache mit dem Grundstückseigentümer Johann Pies konnte sein Grundstücksanteil des Festgeländes mit Lavalit befestigt werden. Dadurch konnten zumindest die Lastwagen beim Auf- und Abbau sowie die Kühlwagen ohne Probleme auf dem Gelände abgestellt werden.

Bei den anstehenden Vereinsausflügen wurden meistens Busfahrten mit Wanderungen kombiniert. Besonders gut in Erinnerung geblieben sind die Wanderungen zur Opelwies im Soonwald und rund um Idar-Oberstein. In beiden Fällen wurden die erkundeten Wege verlassen und erst über größere Umwege (in Idar-Oberstein sogar über einen Steinbruch) und einer damit verbundenen erheblichen Verspätung die Ziele erreicht.
Die Skatabende fanden im dritten Jahrzehnt generell in Windhausen beim „Berta“ statt, da es in Herschwiesen nicht möglich war, solche Veranstaltungen durchzuführen.

Die Kinderfeste waren nicht nur bei den Kindern beliebt. Die Eltern, aber auch andere Mitglieder, nahmen die Feste gerne zum Anlass, sich dort sehen zu lassen. Und wenn man schon einmal da war, dann konnte man auch mitfeiern, und das häufig bis spät in die Nacht.

Nicht Ernst zu nehmende Ratschläge

• Alte Fettflecken werden wieder wie neu, wenn man sie ab und zu mit etwas Öl bestreicht.
• Spinat schmeckt sehr viel besser, wenn man ihn kurz vor dem Essen durch ein Schnitzel ersetzt.
• Salzflecken entfernt man, indem man Rotwein darüber kippt.
• Verklemmte Schraubgläser kann man ganz vorsichtig mit dem Hammer zerschlagen.
• Rhabarbermarmelade schmeckt besser, wenn man statt Rhabarber Erdbeeren nimmt.

Die Probleme mit Haus- oder Rufnamen und dem richtigen Namen

Vor dem großen Jubiläum – der 25-Jahrfeier des Vereins – wurde beschlossen, an die Vereinsmitglieder Ausweise zu verteilen.

Zwei Vorstandsmitglieder nahmen diese Aufgabe wahr. Sie besuchten an einem Abend im Herbst 1974 Kastersch Hennes, um ihm seinen neuen Vereinsausweis auszustellen. Nachdem sie in die Küche eingetreten waren und Hennes die beiden mit einem hochprozentigen Getränk gestärkt hatte, begannen sie, den Ausweis auszufüllen. Doch jetzt bekamen die beiden ein Problem, denn sie wussten zwar, dass das Vereinsmitglied im Dorf Kastersch Hennes genannt wurde, aber wie hieß er eigentlich richtig?

Alles Hin- und Herrutschen auf den Stühlen half nichts, der Name fiel ihnen nicht ein. Jeder drückte sich darum, ihn nach seinem Namen zu fragen und deshalb tranken sie lieber noch ein Schnäpschen. Endlich fasste sich einer sein Herz und fragte: “Hennes, wir müssen ja weiter, aber wir wissen nicht, welchen Namen wir auf den Ausweis schreiben sollen.“ Nachdem er ihnen seinen Namen, nämlich Johann Müller, nannte, fiel es Ihnen wie Schuppen von den Augen. Noch heute schmunzeln die beiden, wenn Sie an diesen netten Abend denken.

von links: Mareabels Johann, Hammesse Jupp, Schusterhannesse Jupp, Seise Schängel, Schreinasch Dunn

Weitere Informationen zu Haus und Rufnamen findet ihr hier!

Kirmesmontag 1973

Die Kirmes in Herschwiesen war immer eine gute Gelegenheit für „fremde Hähne“ – das waren junge Männer aus dem gesamten Bereich des vorderen Hunsrücks -, die hübschen Mädchen aus Herschwiesen kennen zu lernen. Doch dafür musste man sich zuerst das Wohlwollen der Männer und der männlichen Jugend von Herschwiesen verschaffen.
Dazu eignete sich besonders der Kirmesmontag, denn an diesem Tag traf man sich in lockerer Runde im Festzelt.
Jung und Alt setzten sich nicht an Tische im Festzelt, sondern stellten auf der Tanzfläche Bänke im Kreis auf, in dessen Zentrum das Freibier in Form von Stubbi-Kästen stand! Gründe, eine Kiste Bier zu spendieren, gab es immer genug. Und wenn darüber hinaus ein „fremder Hahn“ an der Aufnahme in die Dorfgemeinschaft interessiert war, konnte er hier seine Absicht mit einer Kiste Bier untermauern.

So stapelten sich die Kisten schon mittags bis kurz unter das Zeltdach. Dieser Anfangserfolg stachelte an, einen neuen Höhenrekord aufzustellen. Deshalb gingen die Wenigsten zum Mittagessen nach Hause, sondern tranken munter weiter nach dem Motto der Hunsrücker Bauern: „Ein Kalb, das gut säuft, braucht nichts zum Fressen“. Die Bierkisten erreichten das Dach des Festzeltes kurz nach der Mittagszeit und nun wurde versucht, den nächsten Stapel leerer Bierkisten ebenfalls bis zum Zeltdach aufzutürmen.

Doch zunächst musste noch der übliche Umzug durch das Dorf unter Teilnahme der Tanzmusikkapelle absolviert werden.

Dabei sammelten die Teilnehmer Trink- und Essbares. Nebenbei wurde durch weitere Teilnehmer des Umzugs auch die „Trink-Mannschaft“ größer und damit glaubte man, das Zeltdach mit dem zweiten Stapel Bierkästen zu erreichen, näher zu kommen. Doch daraus wurde nichts, denn auch die beim Umzug eingesammelten Getränke warteten darauf, getrunken zu werden. Und so wurde der neue Bierkisten-Rekord leider nicht erreicht.

Zu dem Kreis auf der Tanzfläche gesellten sich auch die Musiker der Tanzkapelle, die am Abend die Gäste unterhalten sollten. Der Alkoholpegel aller Beteiligten stieg und stieg. Gegen 18.00 Uhr wurde von den verantwortlichen Vorstandsmitgliedern festgestellt, dass einige der anwesenden Musiker an diesem Abend nicht mehr fähig waren, ihrem Job nachzukommen. Kurzfristig wurde Ersatz besorgt. Nur ein unermüdlicher (hiesiger) Musiker ließ es sich, trotz wesentlicher Überschreitung der Promillegrenze und erheblicher Bettschwere, nicht nehmen, mit den neu bestellten Musikern mitzuspielen.

Als an diesem Abend die „fremden Hähne“ ihre Angebeteten um einen Tanz baten, waren sie infolge des Rekordversuchs so „aufgedreht“, dass die Damen den Tanzschritten der jungen Männer nicht immer folgen konnten.

Das vierte Jahrzehnt von 1980 bis 1990

Die Stadt Boppard wurde bis 1986 weiter von Bürgermeister Linnenweber geführt. Ab 1986 übernahm Bürgermeister Wolfgang Gipp die Amtsgeschäfte. In Herschwiesen blieb Reinhold Riegel über eine weitere Wahlperiode bis 1989 Ortsvorsteher. Ihm folgte Peter Hilger, dann Gustav Schulz und schließlich Herbert Schäfer nach. 1980 wurde das alte Schulhaus abgerissen und es blieben nur noch der sogenannte Stierstall und das Spritzenhäuschen stehen.

1981 beteiligte sich das Dorf erstmals an dem Landeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“. Herschwiesen belegte nicht nur Spitzenplätze beim Kreis- und Bezirkswettbewerb, sondern wurde viertschönstes Dorf der Hauptklasse im Land Rheinland-Pfalz.

Nach langen, zähen Verhandlungen konnte 1983 mit dem Bau des Dorfgemeinschaftshauses begonnen und die zünftige Einweihung 1984 gefeiert werden. Ebenfalls in diesem Jahr wurde durch den Geselligkeitsverein eine Kücheneinrichtung gestiftet, die 1987 mit Geschirr, Gläsern und Besteck zur Durchführung von Feiern erweitert wurde. 1989 ergänzte der Geselligkeits-verein nochmals die Ausstattung durch die Anschaffung eines weiteren Schrankes.

In der Kirchengemeinde wurde 1985 mit der Außenrenovierung der Kirche begonnen. Der Turm war eingerüstet bis zur Spitze, denn das Kreuz und die darunter liegende Kupferkugel mussten entfernt und renoviert werden. Nachdem Dach und Wände repariert waren, wurde die Kirche neu angestrichen. Im Zuge der Baumaßnahmen wurde 1988 der Anbau am Pfarrhaus entfernt und nach umfangreichen Sanierungsarbeiten der ursprüngliche Zustand des Ensembles wieder hergestellt.

Für den Geselligkeitsverein begann ein überaus erfolgreiches Jahrzehnt. Die Kirmesveranstaltungen waren bestens besucht. Sogar am Kirmesmontag war das Zelt schon gegen 19.00 Uhr vollständig besetzt. Firmenangehörige aus Buchholz nutzten den Tag für einige gemütliche und unterhaltsame Stunden.

In den Vorstandssitzungen und Versammlungen des Vereins wurde immer wieder auf die Errichtung einer Wanderschutzhütte auf dem Eichels hingearbeitet. 1982 war es dann soweit. Die Genehmigung der Stadt Boppard lag vor und der Bauantrag wurde an die Kreisverwaltung gestellt. Diese lehnte den Antrag zunächst ab. Doch der Geselligkeitsverein ließ nicht locker. Mit großer Unterstützung der Vereinsmitglieder konnte die Wanderschutzhütte fertig gestellt und im August 1985 eingeweiht werden. Unsach-gemäße Benutzung und jugendlicher Übermut sorgten für den ersten Ärger. Doch Dank des Einsatzes von Hüttenwart Klaus Brosterhues, der dieses Amt bis zum heutigen Tage ausübt, legte sich dieser Ärger aber sehr schnell.

Erstmals im Jahr 1982 wurde der Verein vom Finanzamt zu einer rückwirkenden steuerlichen Veranlagung aufgefordert.

Der Bolzplatz wurde hauptsächlich in Eigenarbeit fertig gestellt, und das zu einem sagenhaft günstigen Preis von nur 2.000,– DM! Den Grassamen spendete die Raiffeisenkasse Buchholz, die Tore das Sägewerk Vogt, lediglich die Erdarbeiten mussten bezahlt werden. Bei der Einweihung und dem Kinderfest begann auch die legendäre Serie von Spielen Unterdorf gegen Oberdorf.

Dazu legte die Dorfgemeinschaft infolge der Ausdehnung mit dem Neubaugebiet eine neue Grenze für Ober- und Unterdorf fest, nämlich von der Elmstraße, am Spielplatz und Gemeindehaus vorbei, dem Teilstück des Pankratiusrings bis in den Schießgraben.

1983 wurde die Brücke an der Grünen Mühle im Brodenbachtal völlig neu errichtet. Im Verlauf der Jahre hatte sich eine Menge Material im Vereinsbesitz angesammelt. Der Verein mietete die seit den 70er Jahren leer stehende Scheune von Hartmanns als Lagerraum an. Als der Mietvertrag gekündigt wurde, mussten mehrere leer stehende Scheunen im Dorf – und besonders die Pfarrscheune – anteilig als Ausweichquartiere genutzt werden. Ein längerfristiger Vertrag kam mit der Kirchengemeinde jedoch nicht zustande, so dass nach der Kirmes 1989 das ganze Material des Vereins aus der Pfarrscheune in die hintere Scheune von „Paulusse“ umgelagert werden musste.

Bei der Jahreshauptversammlung 1985 konnte erstmalig kein neuer Vorstand gewählt werden, da nur 6 der gewählten Vereinsmitglieder die Wahl annahmen. Erst nach einem weiteren Wahlgang, ca. 8 Wochen später, konnte der neue Vorstand am 19.11.1985 komplettiert werden.

Durch die zu diesem Zeitpunkt gute finanzielle Ausstattung des Vereins und dem immer umfangreicher werdenden Arbeitseinsatz bei der Kirmes wurde die Abgabe der Kirmestombola an den FC Berta beschlossen. Damit entfiel für die jüngsten Vereinsmitglieder der beschwerliche Verkauf von Losen im Ort. Beschwerlich, nicht weil die Aufgabe zu umfangreich gewesen wäre, sondern weil in fast jedem Haus ein Schnäpschen angeboten wurde. Meistens bedeutete dies für die jungen Burschen, dass der Tag nach Abschluss der Verkaufstour gelaufen war, wenn man die Tour überhaupt ganz geschafft hatte.

1987 leistete sich der Verein erstmals 40 Sicherheitshelme zum Schutz der Vereinsmitglieder beim Aufstellen des Kirmesbaums und des Festzeltes. Die Schwalben für die Aufstellung des Kirmesbaumes wurden erneuert und eine Lautsprecheranlage angeschafft. Die Satzung wurde geändert, um Ausschüsse gründen zu können. Der Chronikausschuss war der erste, der eingesetzt wurde. Die Mitglieder sichteten und übersetzten alle noch vorhandenen Unterlagen der Vorgängervereine sowie des Geselligkeitsvereins und trugen somit wesentlich zum Gelingen der Festzeitschrift bei.

Im gleichen Jahr wurde bei der Rheinhöhen-Wasserversorgung ein eigener Wasseranschluss beantragt. Am vorgesehenen Standort war eine Installation mit Wasserverbrauchszähler nicht möglich. Dieser musste in einem Schacht unter der K 120 installiert werden. Eine Fremdfirma wurde mit den Baumaßnahmen beauftragt. Der Vorstand kalkulierte Kosten in Höhe von circa 3.500,– DM ein. Neben etlichen Metern Graben für die Rohrverlegung auf dem Platz war ja auch ein Straßendurchbruch, in den unter der Straße liegenden Technikraum von Rheinhöhen vorzunehmen. Beim Vorstand entstanden Zweifel, ob der angestrebte Kostenrahmen eingehalten werden konnte. Kirmesmontag trafen sich Vorstandsmitglieder und der Chef des ausführenden Unternehmens zum Frühschoppen im Festzelt. Das Zelt war sehr dünn besucht und der Unternehmer sprach vom allgemeinen Rückgang beim Besuch heimischer Veranstaltungen. Dem stimmte Vorstandsmitglied und Ortsvorsteher Reinhold Riegel natürlich zu und bat den Unternehmer, diesen Umstand bei der Rechnung zu berücksichtigen. Der Gast wurde vom Vorstand bewirtet und zum Mittagessen eingeladen. Nachdem er so gestärkt mit Speis und Trank sich bei den Vorstandsmitgliedern bedankte und verabschiedete, sagte er, dass er dem Verein den Wasseranschluss unentgeltlich einrichten werde – Gastfreundschaft zahlt sich aus!

In den vergangenen Jahren wurde fleißig gespart, um an der Kirmes im Jubiläumsjahr einen absoluten Höhepunkt präsentieren zu können. Die Gruppe „De Höhner“ brachten die Besucher zum wahnsinnig günstigen Eintrittspreis von 11,– DM zum Staunen und zu Beifallstürmen. Dabei spielten sie nicht nur die vertraglich geregelten 90 Minuten, sondern gaben, auf Grund der tollen Stimmung, auch noch mehrere Zugaben. Darüber hinaus wurde der durch SWF 3 bekannte Star-Discjockey Elmar Hörig verpflichtet, der die Stimmung bei der Disco anheizte – eine einmalige Jubiläumskirmes. Kurze Zeit später, als „De Höhner“ in der Koblenzer Rhein-Mosel-Halle auftraten, mussten die Besucher den doppelten Eintrittspreis zahlen.

Die 90er Jahre

Nachdem die Jubiläumskirmes erfolgreich durchgeführt wurde, gewann Deutschland 1990 die Fußball-Weltmeisterschaft, auch die deutsche Wiedervereinigung konnte gefeiert werden. Herschwiesen feierte mit einem historischen Festzug das 750. Jubiläum der Pfarrei (1991). Festwagen, Gruppen zu Fuß, Reiter und Musikkapellen stellten Hunsrücker Geschichte und Geschichten dar. Reinhold Riegel wurde wieder zum Ortsvorsteher gewählt. Das Bürgermeisteramt von Boppard wechselte von Wolfgang Gipp auf Dr. Walter Bersch. Die „Dorfbegrünungsaktion“ wurde durchgeführt, die Flurbereinigung begonnen und die Kläranlage durch eine neue Pumpstation ersetzt. Pastor Adolf Mohr wurde in den Ruhestand verabschiedet und seit Mitte der 90er Jahre ist Walter Kanzler der Pastor für die Pfarreien Buchholz und Herschwiesen.

Den größten Besucherandrang verzeichneten in den 90er Jahren die sogenannten Disco-Veranstaltungen, die entweder am Freitag vor der Kirmes oder am Mittwoch vor einem Feiertag durchgeführt wurden. Um den jungen und junggebliebenen Besuchern die Kirmes weiterhin als unvergleichliches Event zu präsentieren, wurden die DISCO-Abende eine Zeitlang sehr erfolgreich unter ein Motto gestellt. Für die „Miami Beach Party“ wurden nicht nur Tonnen von Sand auf die Tanzfläche gekarrt und eine karibische Dekoration ins Zelt gezaubert, bei der Verlosung war sogar eine 14-tägige Reise nach Miami der Hauptpreis. Selbstverständlich waren die Helfer auch in dem entsprechenden Outfit im Einsatz und eigens gedruckte T-Shirts rundeten das gesamte Erscheinungsbild in gekonnter Weise ab. Der Kirmessamstag verlor in den 90er Jahren immer mehr an Bedeutung. Mit Tanzmusik oder Musikabenden war die Masse der jüngeren Generation nicht mehr nach Herschwiesen ins Festzelt zu locken. Die Disco-Veranstaltungen hatten als Zugpferd den Kirmessamstag mit den Jahren abgelöst. Eine kompakte Kirmeszeitung wurde unter tatkräftiger Mithilfe von Werner Pies für einige Jahre erstellt und beleuchtete in humoristischer Weise das Geschehen in und um das Niederkirchspiel herum. Aber auch in der „Kirmesnachbereitung“ machte man von sich reden. Als am Vatertag die Herschwiesener Männer fröhlich feiernd im Zelt saßen, erschien plötzlich eine attraktive Tänzerin (sie war vom Vorstand engagiert worden), die dann auf der Tanzfläche einen Striptease hinlegte. Alle waren von den Socken. Majasch Phillip brachte es auf den Punkt:

„Muss ich ierscht 80 Johr alt were, um su ebbes mol siehn se kenne!“

Verschiedene Aktivitäten bestimmten das Vereinsjahr, neben dem obligatorischen Helferfest für alle Kirmeshelfer und den jährlichen Ausflügen (Frauen, Männer, Kinder und Gesamtverein) oder Vereinsfesten waren natürlich immer wieder handfeste Aktionen geplant. Die Brücke über die Brodenbach musste runderneuert werden, die Infrastruktur am Kirmesplatz wurde den steigenden Anforderungen angepasst und eine Sektbar aus Holz wurde im Baukastensystem errichtet.

Die Herrichtung und der Abbau des Festzeltes mit dem gesamten Equipment erfordert einen umfangreichen Helfereinsatz. Schon eine Woche vor der Kirmes rollen mehrere Laster nach Herschwiesen und viele fleißige Hände werden benötigt, damit das Zelt mit Planen hergerichtet werden kann.

Auch der Innenausbau mit den verschiedenen Teams (Wasser/Sanitär, Elektro etc.) und das Schmücken des Zeltes wird an den Abenden vor der Kirmes von den Männern des Vereins mit unermüdlicher Geduld und Energie betrieben. Da die Sektbar mit den Jahren immer umfangreicher wurde und die Details in der Herrichtung einen zusätzlichen Arbeitsaufwand bedeuten, steht das Sektbarteam immer unter „besonderem Druck“, damit es den „normalen“ Zeltabbau nicht aufhält. Viele Sprüche und Frotzeleien sind willkommene Ablenkung und Bestandteil jeder Kirmesauf- und Kirmesabbauaktion. Da für eine Zeltkirmes sehr viele Helfer benötigt werden, die an vielen Tagen auch vor und nach der Kirmes im Einsatz sind, ist dieser traditionell große Helfereinsatz einer der Stärken des Vereins. Die freiwilligen Helfer kommen aus allen Generationen, der Schüler arbeitet zusammen mit dem 80-jährigen Vereinsmitglied, und für Neubürger ist gerade der Arbeitseinsatz während der Kirmes eine hervorragende Gelegenheit, sich in die Vereins- und Dorfgemeinschaft zu integrieren und neue Kontakte zu knüpfen. Aber auch die verschiedenen Zelt- und Getränkelieferanten, bis in die 90er Jahre die Firma Donsbach aus Simmern, dann für kurze Zeit Getränke Hess aus Halsenbach und seit fast 15 Jahren die Firma Reuther und Wagner, sind Garanten für die Durchführung einer erfolgreichen Kirmes. Die Zeltaufbaumeister Adolf in den 80er Jahren oder seit Ende der 90er Jahre Detlef Wagner gehören zur Kirmes und sorgen für einen sachgerechten Aufbau und sind Zielscheibe so mancher Sprücheklopfer. Aber auch der langjährige Grillmeister Reinhold Riegel muss beim Zeltaufbau und –abbau ein dickes Fell haben, damit er die vielen Bemerkungen richtig einordnen kann.

Kirmesdienstag und Rindfleischsuppe mit Markklößchen

Der Kirmesdienstag ist für die Mitglieder des Geselligkeitsvereins ein ganz besonderer Tag. Nicht nur, dass hier in der Regel der Abbau des Festzeltes und die jedes Jahr größer werdende Menge an Vereinsmaterial aus dem Festzelt in die Pfarrscheune gebracht werden muss. Nein, für viele der über die Festtage stark vom Arbeitseinsatz beanspruchten Helfer ist dies nach getaner Arbeit ein ganz besonderer Kirmestag. Hier wird in gemütlicher Runde nochmals die Kirmes Revue passieren lassen und viele Anekdoten werden zum Besten gegeben. Seit dem Jahre 1991 werden die Helfer auch fast jedes Jahr mit einer Besonderheit verwöhnt.

Ein bekannter Geschäftsmann aus Herschwiesen (für Nichteingeweihte: Das ist Werner Pies!) hatte beim Dämmerschoppen die Idee, die fleißigen Helfer beim Zeltabbau mit Rindfleischsuppe und Markklößchen zu versor-gen. Er gab seinen Vorschlag an die Frau des amtierenden Präsidenten weiter. Die Resonanz war jedoch nicht sonderlich positiv. Doch als Werbe-profi nutzte er die Möglichkeit der „Guten Morgen-Anzeigen“ in der Rhein-Zeitung. An Kirmesdienstag erschienen dann mehrere Anzeigen mit der Bitte, den schwer arbeitenden Helfern doch mit Rindfleischsuppe und Markklößchen den Zeltabbau zu erleichtern. Den ca. 40 Vereinsmitgliedern, die beim Zeltabbau halfen, waren diese Anzeigen natürlich nicht entgangen und alle fieberten der Mittagspause entgegen. Kurz nach 12.00 Uhr war dann die Überraschung perfekt. „Frau Präsidentin“ kam mit einem großen Topf Rindfleischsuppe und etwa 100 Markklößchen, so dass sich alle Hel-fer stärken konnten. „Millasch Siska“ hatte bei der Zubereitung tatkräftig geholfen.

Das erste Jahrzehnt im neuen Jahrtausend

Reinhold Riegel war immer noch Ortsvorsteher und blieb es bis 2009. Dann folgte ihm Herbert Schäfer. Die Kreisstraße 120 wurde ausgebaut, Erdgasleitungen verlegt und Interessenten angeschlossen, die Flurbereinigung abgeschlossen, die Gemeinde erhielt dabei ein neues Wegenetz, der Friedhof neugestaltet, dabei die alten Pappeln gefällt, eine neue Hecke gepflanzt und endlich erhielt Herschwiesen auch die lang erwartete DSL-Anbindung. Der Kirmesplatz wurde von der Stadt Boppard den Eigentümern abgekauft, dem Geselligkeitsverein für die Kirmesveranstaltungen zur Verfügung gestellt und schließlich auch planiert und befestigt, so dass der Zeltaufbau, weil nicht mehr soviel unterbaut werden musste, wesentlich schneller vonstatten ging.

Für den Verein begann das Jahrzehnt mit einem Paukenschlag! 50 Jahre Geselligkeitsverein Herschwiesen – ein Grund zum Feiern. Der Auftritt der Coverband Sidewalk eröffnete das größte Volksfest im Niederkirchspiel. Die Musiker brachten mit ihrem ausgefeilten Programm und ihrem hervorragenden Sound das Zelt zum Brodeln. Die Lightshow und die Musik begeisterten Jung und Alt. Die „Original Allgäuer Dorfmusikanten“, Jahreshitparadensieger der Volks-musik, ließen dann am Samstag die Herzen der Musikfreunde höher schla-gen. Bei kulinarischen Leckerbissen, wie Haxen, Brez’n und Weißbier vom Fass, kamen die Besucher auf ihre Kosten.

Die Paukenschläge gingen weiter: Der SWR 4 „war bei uns“ und im folgenden Jahr fand die erste Ü30-Party statt.
Das Motto: „Zurück zu den Siebzigern und Achtzigern, das Gefühl und den Rausch dieser unsterblichen Zeit noch einmal erleben bei Tanzen, Spaß und guter Laune“. Die größten Hits der 70er und 80er Jahre, Funk & Soul, Schlager und Rock-Klassiker boten etwas für jeden musikalischen Geschmack.

Es durfte geschwoft, gerockt, gefoxt werden wie in alten Zeiten. So hatte der Vorstand sich das erhofft. Das Zelt füllte sich bis auf den letzten Platz, die eingeteilten Helfer kamen zuerst ins Schwitzen und dann nicht mehr nach.
Aber, wie es bei uns in Herschwiesen ist, wenn es brennt, dann sind sofort weitere Helfer da, mit denen der Engpass ruck-zuck überbrückt wird.

Schlangen an der Theke und der Cocktailbar, „Happy Hour“, Überraschungstombola mit vielen hundert Luftballons – Bildimpressionen und ein DJ, der zwar viel gute Musik dabei hatte, aber dafür das Reden etwas vergas, ließen die Party „voll abgehen“. Kennzeichnend dafür war die Aussage eines Bopparders:

In Herschwiesen versteht man es noch zu feiern!“

2007 – Erstes Oktoberfest im Pfarrhof

An der Kirmes feiern wir mit unseren Gästen, aber wir können es auch allein im Verein.

Beim ersten Oktoberfest im Pfarrhof brachte Ortsvorsteher Reinhold Riegel, mit drei gezielten Schlägen und den obligatorischen Worten „o´zapft iss“ das Oktoberfestbier zum Sprudeln. Mehr als 150 Vereinsmitglieder und geladene Gäste waren gekommen. Ein mit viel Liebe, auf bayrisch hergerichtetes Festzelt brachten die Besucher gleich in richtige Feststimmung. Auch die original bayrischen Schmankerln aus „Wunders Küche“, ließen keinen Wunsch offen.
Ob Weißwürschtel, Hax´n, Leberkäs oder Brezeln, es war für jeden Wiesenfan etwas dabei. Die Gäste, die es sich teilweise nicht nehmen ließen, extra in Dirndl oder Krachledernen zu erscheinen, waren nach der ersten Maß schon bester Laune, als dann auch die Blasmusik das Zelt eroberte.

Die Musikkapelle der Freiwilligen Feuerwehr Bad Salzig, bekannt für gute Stimmungsmusik, schaffte es in kürzester Zeit, das Zelt zum Toben zu bringen. Es wurde geschunkelt, geklatscht, auf Tischen und Bänken getanzt und gipfelte zum Schluss in einer Polonaise, die keinen an seinem Platz hielt.

Wer es in diesem Jahr nicht nach München schaffte, wurde hier bestimmt bestens entschädigt.

Wieder einmal wurde, Dank der vielen Helfer, auf die sich der Geselligkeitsverein Herschwiesen immer verlassen kann, eine gelungene Sache möglich.

Von der Ich-AG zum …

Was ist aus den „Ich-AGs“ geworden? Wo sind die Maler und Anstreicher, die Schreiner, die Schmiede, die Schneiderinnen, die Wirte und die anderen Handwerker und Kleinbetriebe geblieben?
Bessere Verkehrsinfrastruktur, günstigere Busverbindungen – im Jahr 1960 kam morgens um 06.00 Uhr, am Nachmittag um 14.30 Uhr und am Abend um 18.30 Uhr ein Bus nach Herschwiesen, heute kann man fast im Stundentakt mit dem Bus nach Buchholz, Boppard, Emmelshausen oder Koblenz fahren – und die steigende Motorisierung führten dazu, dass diese Dienstleistungen Konkurrenz bekamen, die letztendlich einen wirtschaftli-chen Betrieb nicht mehr möglich machte. Die Handwerke im Dorf starben aus.

Doch damit nicht genug, denn auch Lehr- und Ausbildungsstellen verschwanden immer mehr aus dem Umfeld von Herschwiesen. Konnten die Jugendlichen früher ihre Lehre in Oppenhausen oder Buchholz absolvieren, so müssen sie heute häufig bis nach Koblenz, Mainz oder darüber hinaus fahren. Und wenn es dann auch noch um ein Studium oder sonstige höherwertige Ausbildungen geht, dann muss man auch schon mal nach Darmstadt, Kaiserslautern, Trier oder Bonn ziehen.

Auch im Beruf sind die Mobilität und die damit verbundenen Umzüge zum Normalfall geworden. Dienstreisen, Ausbildungsseminare oder Weiterbildungen, ja sogar Auslandsverwendungen in den USA oder in Polen und Auslandseinsätze im Kosovo oder Afghanistan sind heute an der Tagesordnung.

Die Folge: Viele Vereinsmitglieder ziehen aus Herschwiesen fort – sie bleiben aber dem Geselligkeitsverein treu. Ob Kirmes, Vereinsausflug, Wanderungen oder gesellige Veranstaltungen, dies alles sind Gelegenheiten, an denen sich die Dorfgemeinschaft mit ihren auswärtigen Vereinsmitgliedern trifft, gemeinsam arbeitet und gemeinsam feiert – dies schweißt zusammen und beweist, dass in einem gut funktionierenden Verein Geselligkeit und Gemeinschaft gelebt werden können.

Doch all dies ist nur mit viel Engagement, großer Einsatzbereitschaft und häufig mit erheblichem Zeitaufwand möglich und deshalb soll mit diesem Heft auch all denen „Danke“ gesagt werden, die in 60 Jahren den Verein zu dem gemacht haben, was er heute ist –

zu unserem Geselligkeitsverein!