Des Pudels Kern – die St. Pankratiuskirmes

Bis heute ist die St. Pankratiuskirmes das besondere Herschwiesener Fest, das auch den Kern des Vereinslebens darstellt. Sie ist mittlerweile weit über die Ortsgrenzen bekannt. Ihr Name rührt von dem hl. Jugendpatron Pankratius, der Patron der Herschwiesener Pfarrkirche, die in ihrer eindrucksvollen Mächtigkeit und ihrer inneren und äußeren Schönheit das gesamte Ortsbild prägt.

Sie blickt in ihrem Ursprung auf eine lange Historie zurück. Erstmals erwähnt, allerdings nicht exakt belegt, wurde eine vermutliche Herschwiesener Kapelle in einer Urkunde Otto III. aus dem Jahre 991.

Der erste sicher urkundliche Beleg stammt aus dem Jahr 1241, das bedeutete, dass 1991 wieder gefeiert wurde. In dieser Urkunde überträgt Probst Nibelung zu St. Martin in Worms seinem Stift das Patronat der Pfarrkirche. Die heutige Pfarrkirche beruht auf einem Neubau aus den Jahren 1745-47, die der bekannte Baumeister Joh. Neurohr ausführte.

Doch zurück zum Kirmesgeschehen.

Die Kirmes findet traditionell im Mai, am Wochenende nach St. Pankratius, also nahe der Eisheiligen und des Pfingstfestes statt. Sie umfasst üblicherweise den Samstag bis Montag, wobei Samstags und Sonntags regelmäßig viele Besucher aus nah und fern begrüßt werden können, während der Montag mehr ein „interner Feiertag“ ist.

Besonders stolz ist der Verein darauf, dass sämtliche Arbeitsleistungen um die Kirmes herum ausschließlich von Herschwiesener selbst geleistet werden. das beginnt beim Zeltaufbau mit Erstellung von eigenen Innenausbauten und hört bei der Bedienung, dem Grillen und Zapfen noch lange nicht auf. Auch das gesamte Management, wie es heute schön neudeutsch heißt, vom verhandeln, Abschluss von Verträgen, Einkaufen, Abrechnen bis hin zu finanztechnischen und steuerlichen Problemen liegt fest in der Hand des Vereins.

Das Ganze geschieht im Gemeinschaftsdenken fördernder Teamarbeit unter der Leitung des Vorstandes. Die Einkünfte aus der Kirmes dienen ausschließlich für Veranstaltungen, Spenden und andere Maßnahmen, die den satzungsgemäßen Vereinszielen dienen.

Davon später mehr.

Wie schon beschrieben wurde die Kirmes ursprünglich vom Ortswirt ausgerichtet. Im Jahre 1963 änderte sich dieses Bild. In dem geschichtsträchtigen Jahr, in dem der amerikanische Präsident Kennedy Jubelstürme in Berlin auslöste, hatte auch Herschwiesen sein kleines Ereignis. Die erste Kirmes in einem eigens errichteten Festzelt fand am westlichen Ortseingang statt, dort in der Nähe, wo auch schon ehemals die Turner Arme und Beine geschwungen hatten. Dabei gab es noch recht schmutzige Füße, denn in diesem Jahr bekam Herschwiesen, nach der Wasserinstallation von 1957, nun auch seine Kanalisation und asphaltierte Strassen, so war das Dorf eine große Baustelle.

Kurzzeitig, nämlich im Jahre 1964, verlagerte sich das Kirmesgeschehen in die Schlüsselstrasse an den Platz des heutigen Wohnhauses der Familie Klaus Römer. Die „Andenken“ konnte Klaus beim Hausbau nicht übersehen, unzählige Kronkorken brachte der Bagger beim Hausbau zu Tage, denn zu der Zeit gab es das Bier noch aus Flaschen.

Heute befindet sich der Kirmesplatz, mit einer Reihe von Infrastruktureinrichtungen, wie Elektro-, Wasser-, Abwasseranschlüssen, Toilettenstellplatz und Containerauffahrt, die natürlich auch weitgehend in Eigenleistung erstellt wurden, am östlichen Ortseingang. Nach Abschluss der Flurbereinigung wird das Gelände in den Besitz der Gemeinde übergehen.

Auf der ersten Kirmes im eigenen Festzelt spielte das „Hunsrück-Echo“ auf.

Im weiteren Verlauf spielten viele Tanz-, Unterhaltungs- und Blaskapellen auf unserer Kirmes. Nicht zuletzt wegen der gebotenen Musik wurde die St. Pankratiuskirmes weit über die Orts- und Stadtgrenzen hinaus bekannt. Außerdem gibt es kaum ein Blasorchester aus dem umliegenden Beriech, dass noch nicht im entsprechenden Sonntagnachmittags-Programm aufgetreten ist.

Höhepunkte waren die Jubiläumskirmes 1975 und 1990. Hier erinnert sich wohl jeder Betroffene noch mit Freude an die Darbietungen des Medium-Terzetts, die Hans-Günther-Kainz „Jodler“, den Solo-Trompeter und die Rollschuhtruppe(1975) und den Auftritt der „De Höhner“ aus Köln (1990).

1975 war auch das Jahr, indem Herschwiesen der Stadt Boppard zugeordnet wurde, nachdem man 1970 von Halsenbach zur Verbandsgemeinde Boppard übergegangen war.

Erstmalig 1988, und heute nicht mehr wegzudenken, wurde zusätzlich zum normalen Kirmesprogramm eine Disco für die Jugend veranstalte, dem Wandel der Zeiten muss sich schließlich auch ein Vereinsvorstand im gesetzteren Alter stellen. Nach dem Motto „Nicht kleckern sondern klotzen“ wurden die populären Funkmoderatoren Elmar Hörig und Ferdinand Keller verpflichtet. Die Disco in Herschwiesen ist seitdem eine bei der Jugend sehr beliebte Veranstaltung, was nicht zuletzt an der an dem hochkarätigen Musikangebot liegt.

Es würde den Rahmen sprengen, alle Darbietungen der mehr als 50 Jahre im Einzelnen zu nennen, aber man kann ohne Übertreibung feststellen, dass das bisher Gebotene für einen Ort in der Größe Herschwiesen schon außergewöhnlich ist.

Das ist nur durch den Gemeinschaftsgeist im Verein und durch fleißige Arbeit eines großen harten Kerns möglich gewesen. Ein tieferer Sinn steckt darin, dass sich der so entstandene Teamgeist auch auf das Alltagsleben Herschwiesen überträgt.

Vielleicht soll man noch auf einige „kleine“ Traditionen im Kirmeszusammenhang eingehen. So war es früher üblich, dass die Jugend durch das Dorf zog, um Wein zum eigenen Verzehr zu sammeln. Heute bekommt sie wohl reichlich Taschengeld. Bei Einigen erhalten geblieben ist die schöne Sitte, nach durchzechter Nacht die Reste verschiedener Haushalte „zusammenzuwerfen“ und bei kerniger Eierschmier und kräftigen Getränken den Morgen zu begrüßen.

Als Erinnerung an alte Zeiten wurde auch das Baumfällen mit der Trummsäge, der Transport mit dem ältesten Traktor des Dorfes und die Kirmesbaumstatuten wieder eingeführt. Nach diesen Statuten ist Werner Roos unserer Kirmesbaumaufstellobermeister.

Heute wird der Baum zwar mit der Motorsäge gefällt, aber sonst hat sich nichts geändert.